Einrichtungsstar Wellpappe

Von wegen Verpackungsmaterial! Nachhaltig, modular und funktional – dafür stehen die Möbel aus Wellpappe von Room in a Box, wie Gründer Gerald Dissen im Interview erklärt.

Herr Dissen, Sie sind gelernter Bankkaufmann, haben dann Betriebswirtschaft sowie Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation studiert. Wie kamen Sie dann auf die Idee, Möbel aus Wellpappe zu entwickeln? 

Parallel zu meiner Bachelorarbeit habe ich einen Kurs in „Design Thinking“ in Berlin belegt. Im Zuge dessen war ich auf einer Nachhaltigkeitsmesse und saß dort erstmals auf einem Hocker aus Wellpappe. Das hat mich fasziniert. Er sah gut aus, war stabil und definitiv ein besonderes Möbel. Mein Partner Lionel Palm, den ich per Zufall kennenlernte, hatte ebenfalls Lust, Nachhaltiges aus Pappe herzustellen. Diese Möbel ergaben für uns sofort Sinn, denn in Deutschland besteht eine sehr gute Infrastruktur für die Verarbeitung und das Recycling des Materials, das zudem günstig in der Beschaffung ist. Mithilfe eines Gründerstipendiums konnten wir unser erstes und bisher erfolgreichstes Stück – das Pappbett – entwickeln. Somit hatten wir die Möglichkeit, genau das zu machen, was uns Spaß macht: coole Möbel, die sich jeder leisten kann! 

Was steckt hinter dem Namen Room in a Box? 

Am Anfang hatten wir die Idee, einen ganzen Raum mit Möbeln aus Wellpappe auszustatten. Uns war außerdem klar, dass diese Möbel einfach mit einer Kiste verschickt werden sollten. Also ein „Raum in einer Box“. Auch wenn uns mittlerweile bewusst ist, dass unsere Kunden nicht ihr ganzen Zimmer mit unseren Möbeln ausstatten wollen, sondern lieber ein paar It-Pieces auswählen, passt der Name immer noch. 

Bei Room in a Box legen Sie viel Wert auf Nachhaltigkeit. Welche Rolle spielt das Material Pappe dabei genau? 

Wir wollten ein Unternehmen aufbauen, das profitabel agieren kann, aber ebenso einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet. Wellpappe ist komplett zirkulär, besteht zu mindestens 70 Prozent aus Recyclingmaterial und zu 30 Prozent aus Frischfasern. Diese stammen aus nachhaltiger Forstwirtschaft und sorgen für Stabilität. Als Klebstoff verwenden wir Stärkeleim, der aus Kartoffel-, Mais- oder Weizenstärke hergestellt wird. Soll das Möbel aus Wellpappe einmal entsorgt werden, lässt es sich einfach in den Kreislauf zurückführen. Die entstehenden Produktionsabfälle wandern ebenfalls zurück in den Materialkreislauf. Wir verzichten auf einen Showroom und verschicken unsere Produkte ausschließlich. Direkt vom Werk zum Kunden – so sparen sich diese die Fahrt zum Möbelhaus und schonen die Umwelt. Außerdem pflanzen wir für jedes gekaufte Möbel einen Baum – damit wollen wir die grüne Lunge der Erde schützen. 

Was leisten Möbel aus Pappe in Bezug auf den Komfort? 

Bei unseren Produkten muss man auf nichts verzichten. Da wir starke Kraftpapiere verwenden, sind die Möbel widerstandsfähig, auch gegen Flüssigkeiten wie Wasser. Sie sind sehr haltbar und langlebig. Das Herzstück unserer Kollektion – das Bett – ist flexibel erweiterbar. Die offene Rautenstruktur ersetzt den Lattenrost, und es hat eine Lebensdauer von bis zu zehn Jahren. Zum Sortiment gehören außerdem verschiedene Sitzmöbel, Regale, Pulte sowie Tischaufsätze, die den Schreibtisch innerhalb von Sekunden in einen Stehtisch verwandeln. Rückenschonendem Arbeiten steht somit nichts mehr im Wege. Außerdem bestehen unsere Möbel aus möglichst wenigen Bauteilen, die einfach ausgetauscht werden können und eine Modifizierung ermöglichen. Unsere Kunden sind damit sehr flexibel und können ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Die Verwendung von Wellpappe in Zimmern kommt übrigens den Bewohnern zugute: Sie wirkt regulierend auf die Luftfeuchtigkeit des Raumklimas und kann zudem die Akustik eines Raumes positiv beeinflussen. 

Ihr Unternehmen ist ein recht junges. Welche Visionen verfolgen Sie? 

Auch nach neun Jahren bleibt unsere Vision ungebrochen: Wir wollen eine Möbellinie entwickeln, die durch ihre ausgeklügelte Einfachheit überzeugt, das Leben unserer Kunden besser macht und die Umwelt schont. Das haben wir dank der verwendeten Wellpappe bereits geschafft. Das Material bringt eine große Abgrenzung zu herkömmlichen Möbelstücken mit. Zudem ist es eine der Grundideen von Room in a Box, demokratische Möbel zu bauen. Wenn man „nachhaltige Möbel“ googelt, findet man vor allem sehr hochpreisige (Holz-)Produkte. Wir sind aber der Meinung, dass jeder in der Lage sein sollte, sich nachhaltige Möbel zu leisten. Unsere Herzensangelegenheit ist es nicht, ein hübsch anzuschauendes Designerstück zu produzieren, sondern jedem Kunden ein faires Angebot machen zu können. 

Über Room in a Box

Room in a Box wurde 2013 von Gerald Dissen (l.) und Lionel Palm (r.) in Berlin gegründet. Seit neun Jahren entwickeln die beiden Freunde nun Möbel aus Wellpappe, die ausschließlich online erhältlich sind, zum Beispiel auf roominabox.de