Wohnen

Mein Haus am See

Aline Müller, Online-Editor 5. Februar 2024

Ein Rückzugsort, umgeben von Wasser und Feldern, der zugleich das kreative Schaffen ermöglicht – diesen Wohntraum hat sich Kathy Kunz vor den Toren Berlins erfüllt. Ein Besuch bei der Interior-Designerin in ihrem idyllischen Zuhause.

Spaziergang am See – Kathys Hund Clyde liebt den Gang ans Wasser. FOTO: Anne-Catherine Scoffoni

In der Großstadt leben, oder doch lieber auf dem Land? Stellst du dir diese Frage auch manchmal? Interior-Designerin Kathy Kunz hat sich nach einigen Jahren inmitten des turbulenten Berliner Stadtlebens für das Land entschieden. Und zwar gemeinsam mit ihrem Partner Simon und ihrem Hund Clyde. Früher war der Ausflug aufs Land nur ein Wochenendtrip – von nun an sollte er Alltag des Paares werden. Kathy und Simon entdeckten durch Zufall eine Internetanzeige und das Glück vom Landleben außerhalb Berlins war plötzlich greifbar nah. Dazu auch noch wunderschön an einem See gelegen.

Neu zum Leben erweckt

Das alte Bauwerk stammt aus der Zeit um 1900 und wurde früher als Gasthaus und Restaurant geführt, zu DDR-Zeiten lag es dann vollständig still. Erst nachdem sich ein lokaler Bauunternehmer aus persönlicher Verbundenheit dem Haus angenommen hatte, erwachte es zu neuem Leben und wurde in vier Wohnungseinheiten umgewandelt. Kathy und Simon entschieden sich für die Dachgeschosswohnung, in die sie zur Miete einziehen konnten und bei der zudem die Möglichkeit bestand, während der Bauarbeiten die eigene Note einzubringen. „Das war ein wirklich ungewöhnliches Angebot für ein Mietobjekt, gleichzeitig für mich als Interior-Designerin sehr attraktiv“, erzählt Kathy. 

Im Prozess sind zwei Homeoffice-Räume entstanden, die mittlerweile multifunktional sind. FOTO: Anne-Catherine Scoffoni

Nach eigenen Ideen gestalten

So spannend sollte es bleiben, denn der Bauunternehmer ließ ihr freie Hand, was die Entscheidung der Wandfarben und der Fliesen im Bad betraf. Selbst in der Raumaufteilung wurden die Änderungswünsche der Interior-Designerin berücksichtigt. Auf den ersten Blick schienen die Gestaltungsmöglichkeiten nahezu grenzenlos zu sein – wobei es für jemanden vom Fach meist Traum und Albtraum zugleich ist, sich seiner eigenen vier Wände zu widmen: „Letztendlich ging es mir darum, authentisch zu bleiben, ohne mir die Freiheit für neue Ideen zu nehmen. Ich wollte sicherstellen, dass unser neues Zuhause ein Zufluchtsort ist. Ein Ort, an dem wir uns geborgen und aufgehoben fühlen“, lächelt Kathy. So entstanden in diesem Prozess zwei Homeoffice-Räume für sie und Simon, die mittlerweile multifunktional sind und damit auch als Gästezimmer für Freunde und Familie genutzt werden. 

Kindliche Kreativität und Neugierde

Mit der Funktionalität und Gestaltung von Räumen beschäftigt sich die 33-Jährige zudem in ihrer täglichen Arbeit. Ihre Inspiration schöpft Kathy zum einen aus der Liebe zur modernen US-amerikanischen Kunst sowie ihrer Leidenschaft fürs Reisen und Erkunden anderer Städte. Inmitten von Cafés und Restaurants beobachtet die gebürtige Britin dabei stets die fremde Architektur samt ihrer andersartigen Designelemente, um sie später selbst einmal anzuwenden. „Ich versuche, mir eine gewisse kindliche Kreativität und Neugierde in meinem Designansatz zu bewahren“, erklärt sie. „Es ist erstaunlich, dass man in dieser Branche nie auslernt.“ 

Interior-Designerin Kathy Kunz geht mit Neugierde an neue Projekte heran. FOTO: Anne-Catherine Scoffoni

Den Raum erleben

Diesen Lernprozess vollzog sie auch bei der Entscheidung einiger Oberflächenmaterialien in der Dachgeschosswohnung. So spielt für Kathy die richtige Haptik eines Materials eine entscheidende Rolle beim Erleben eines Raumes. „Ich liebe es, mit Materialien zu arbeiten, die sich gut anfühlen und eine tolle Textur besitzen“, sagt die Interior-Designerin. „Es ist das Gefühl von nackten Füßen auf einer Fliese oder die Textur einer Arbeitsplatte beim täglichen Wegwischen von Krümeln.“ So entschied sich Kathy für eine Küchenarbeitsplatte aus marmorierten keramischen Fliesen, im Bad für stark gesprenkelte Terrazzoplatten. Auch die ländliche Umgebung nahm Einfluss auf das Interieur. So umfasst ihre Farbpalette sanfte Blautöne, die an den Himmel und den nahe liegenden See erinnern, ein Buttergelb, inspiriert von den umliegenden Getreidefeldern, und einigen Farben aus dem Erdreich. „Gewisse städtische Akzente sind in unserer Einrichtung immer noch vorhanden. Trotzdem habe ich versucht, gezielt auf unsere Umgebung einzugehen. Das Violett-Grau im Badezimmer spiegelt unseren abendlichen Sonnenuntergang wider“, führt sie aus.

Die Haptik eines Materials, wie hier im Bad, spielt für Kathy eine wichtige Rolle. FOTO: Anne-Catherine Scoffoni

Rückzugsort voller Historie

Stück für Stück schafft es Kathy bis heute, ihre kreativen Visionen und Leidenschaften mithilfe von Textilien, Materialien und ausgesuchten Objekten in ihrem neuen Zuhause auszuleben. Stets mit dem Blick, die Geschichte des Gebäudes nicht außer Acht zu lassen. Wie früher das alte Gasthaus seine Zimmer den Gästen zur Verfügung stellte, so nimmt Kathy heute ihre Liebsten in ihrem Gästezimmer- und Homeoffice-Bereich herzlich auf. Und freut sich über einen gemütlichen Rückzugsort voller Historie und mit Platz für die kreative Entfaltung. Zum Abschied gibt sie uns noch lächelnd ihr Lieblingszitat des US-amerikanischen Innenarchitekten John Saladino mit auf den Weg: „Ein Haus ist viel mehr als eine bloße Behausung, es sollte uns emotional und geistig anheben.