Goldrichtig einreichten
Dekorieren leicht gemacht! Interior Designer Mario Opschondek erklärt die Gestaltungsregel „Goldener Schnitt“ und wir zeigen, wie sie im eigenen Interieur anwendet werden kann.
Magie der Mathematik
Liegt Schönheit in der perfekten Symmetrie oder doch eher im leicht asymmetrischen? Blicken wir beispielsweise in die Natur, so scheinen Blätter und Blüten und selbst unsere Gesichter auf den ersten Blick symmetrisch. Schaut man sich aber alles etwas genauer an, merkt man, dass der grundlegende Aufbau einem eher unsymmetrischen Proportionsverhältnis zugrunde liegt. Dies lässt sich zum Beispiel an der Höhenlinie der Augen erkennen, die nicht mittig im Gesicht, sondern etwas nach oben versetzt liegen. Die sichtbare Asymmetrie empfindet unser Auge dennoch als natürlich und ästhetisch, da wir mit diesen Proportionen aufgewachsen sind und uns dementsprechend damit wohlfühlen.
Eine alte Formel
Das alles baut sich auf einem einfachen mathematischen Teilungsverhältnis zweier Längen zueinander auf, dessen Formel bereits im antiken Griechenland Verwendung fand und seither als grundlegende Gestaltungsrichtlinie in der Architektur, Kunst und Fotografie auftaucht. Hat man den Goldenen Schnitt einmal verinnerlicht, so werden auch Einrichtungsfragen im eigenen Zuhause kein Problem mehr sein!
Goldener Schnitt im Regal
Das Dekorieren eines offenen Regals ist eine Herausforderung an sich. Oft fehlt dabei der richtige Leitfaden, und man weiß nicht so recht, wie genau man all den Büchern, Deko-Objekten und Andenken einen würdigen Platz schenkt. Nehmen Sie sich den Goldenen Schnitt als ersten Ankerpunkt und setzen Sie beispielsweise größere Objekte auf die jeweils längere oder kürzere Seite der Gesamtlänge. Alle weiteren Gegenstände können sich nun an den festen Elementen orientieren. Gruppieren Sie ähnliche Elemente eines Themas oder Gegenstände derselben Farbe – das sorgt für noch mehr Harmonie im Regal!
Weniger ist mehr
Ein überladenes Regal kann schnell unruhig wirken – so gehen unsere geliebten Teile prompt im Chaos unter. Entscheiden Sie sich für das Schönste aus jeder Themenwelt und schieben Sie die Dinge getreu des Goldenen Schnitts hin und her, bis es sitzt! Dafür müssen Sie nicht mit Taschenrechner und Lineal bewaffnet sein, auch grob geschätzt kommen Sie mit dem Verhältnis von fünf zu drei an Ihr Ziel.
In die Höhe gehen
Nicht nur horizontal, sondern auch vertikal kann der Goldene Schnitt eine wunderbare Hilfestellung beim Dekorieren geben. Auf einem Tablett lässt sich so mit unterschiedlichen Höhen spielen, die alle zusammen eine spannende Dynamik erzeugen. Einzelne Kerzen, Vasen, kleine Deko-Figuren und Schalen eignen sich dafür perfekt. Zusatz-Tipp: Mixen Sie verschiedene Materialien miteinander – so wird’s auch nie langweilig!
Lebendigkeit und Spannung
Getreu dem Motto „Ab durch die Mitte“ setzen wir Gegenstände wie den Fernseher der Symmetrie halber gern zentral auf das Lowboard, doch dies kann schnell statisch und kühl wirken. Verschiebt man diesen von der Mitte weg, sogt das für ein lebendigeres Gesamtbild – und alle weiteren Gegenstände fügen sich in dieses fast wie von selbst ein.
Passend angeordnet
Wie viele Väschen, Bilder und weiteren geliebten Krimskrams nennen wir unser Eigen – und wollen es ansprechend auf dem Sideboard zur Schau stellen? Damit sich darauf nicht alles wie ein wildes Sammelsurium ohne rechte Idee anordnet, sorgt der Goldene Schnitt für Abhilfe. Auch Wanddeko wie Bilder, Spiegel oder weitere schmucke Elemente lassen sich im richtigen Verhältnis zur Länge des Sideboards goldrichtig anbringen.
Leuchtende Ideen
Besonders bei Hängeleuchten findet das Prinzip der goldenen Gestaltungsregel auf charmante Weise Anwendung. Lässt man die Leuchte auf der Höhe des Goldenen Schnitts über den Esstisch oder das Sideboard abhängen, betont sie durch ihre Länge das harmonische Teilungsverhältnis noch einmal intensiver als Deckenleuchten oder Spots – und bringt damit etwas Spannung in jede noch so schlichte Wohnsituation.
Wandgestaltung
Lassen Sie die Gestaltung Ihrer Wände und Decken bitte nicht außer Acht! Diese großen Flächen können nämlich ebenso harmonisch im Goldenen Schnitt bespielt werden. Ob mit Farbe, Tapete, Wandverkleidungen oder Bildern: Die 5-zu-3-Formel lässt sich auf verschiedene kreative Art und Weise anwenden. Der weitere Vorteil: Durch die Trennung der Fläche kann ein großer Raum in zwei verschiedene Zonen unterteilt werden, wie etwa in Wohn-und Esszimmer.
Auf ganzer Linie
Beim Aufhängen von Bildern kann man durchaus etwas präziser vorgehen. Dafür die Gesamthöhe der Wand ausmessen, die Länge durch 8 teilen und das Ergebnis wieder mal 5 nehmen. Die nun errechnete Zahl ist die Höhe, an der Ihre Bilder im Goldenen Schnitt an der Wand hängen
Aus eins mach zwei
Große Räume benötigen Struktur und Ankerpunkte, damit man sich darin wohlfühlen kann. Dies gelingt am besten, indem man Funktionsbereiche bildet. Der deckenhohe Raumtrenner nimmt hier die kürzere Seite der Gesamtlänge des Raumes auf und unterteilt diesen in zwei harmonische Bereiche. Auf der längeren Seite erstreckt sich so ein Essplatz, der vom darauf zulaufenden Teppich zusätzlich betont wird.
Ganze Raumsituationen
Sofa, Tisch, Kommode, Teppich: Alles braucht seinen Platz – und natürlich am besten so, dass ein optimales Raumgefühl entsteht und die Positionierungen im Alltag für Sie Sinn ergeben. Orientieren Sie sich an den gegebenen Linien Ihres Zuhauses und legen Sie den Goldenen Schnitt so an, dass dieser sich in Ihrem Fall positiv auf den Raum auswirkt. Raumtrenner, Teppiche und weitere Einrichtungsgegenstände können dafür genutzt werden und die neu erschaffenen Sichtachsen im Raum zusätzlich betonen, im Idealfall sogar neue Raumsituationen erschaffen.