Nachhaltig wohnen

Wabi Sabi: Perfekt unperfekt wohnen

Nora Dickmann, Online Editor 4. März 2022

Wabi Sabi klingt vielleicht nach einem fernöstlichen Gericht, steht aber für einen japanischen Interieur-Trend: Er bezeichnet die Art und Weise, die Schönheit von betagten und einfachen Dingen zu erkennen. Nachhaltig, wohltuend und leicht – was will man mehr?

Der japanische Wohntrend Wabi Sabi zeichnet sich durch die Schönheit in schlichten Dingen aus. Foto: Rebelwalls

Nachhatlig und natürlich wohnen ist in den letzten Jahren zum Einrichtungstrend schlecht- hin geworden. Natural Living, Hygge und Minimalismus, all das kennen wir schon. Aber kennen Sie auch den japanischen Trend Wabi Sabi? Eng verbunden mit dem Zen-Buddhismus, verfolgt Wabi Sabi ein ästhetisches Konzept des Authentischen: einfach Dinge wertschätzen, sich mit dem begnügen, was man hat, und die schlichte Schönheit genießen. Heutzutage wird oft genug die natürliche Schönheit von Dingen verzerrt, und wir werden so mit einem gemachten Ideal konfrontiert. Fehler akzeptieren, Makel anerkennen und Einfachheit gelten lassen – diese japanische Lebenseinstellung spiegelt sich auch in der Einrichtung wider.

Das Motto von Wabi Sabi lautet „Klasse statt Masse“. Was nicht heißt, dass alles perfekt sein muss. Im Gegenteil, Natürlichkeit und Asymmetrie verleihen einem Raum mehr Authentizität und Charakter, was einladend wirkt und das Wohlbefinden steigert. Reduzieren Sie Ihre Einrichtung auf das Wesentliche und befreien Sie sich von Ballast, der Ihnen kein Lächeln ins Gesicht zaubert. Dies wirkt befrei- end, und sobald dieses Gefühl von Leichtigkeit einsetzt, erreichen Sie auch wieder neue (Einrichtungs-)Ideen.

Verzichten Sie also auf die beliebten Deko-Schnäppchen, investieren Sie lieber in hochwertige Möbel oder noch besser: Schenken Sie alten Möbeln ein neues Zuhause. Fundstücke vom Flohmarkt oder der geerbte Schrank der Großtante sind nach den Wabi-Sabi-Prinzipien jederzeit willkommen. So tun Sie nicht nur sich selbst etwas Gutes, sondern auch der Umwelt. Und eins ist sicher: Natürliche oder recycelte Materialien finden sich auch bei renommier- ten Möbelherstellern immer häufiger!

Warme Töne

Gemütlich und minimalistisch – das ist das Grundprinzip von Wabi Sabi. Mit warmen Tönen und Naturmaterialien lässt sich dieses Konzept gut unterstreichen. Bei der Farbauswahl konzentriert sich der japanische Trend auf das Wesentliche, bleibt natürlichen Tönen wie warmem Beige, zartem Grau oder hellem Naturweiß treu und sorgt so für Heimeligkeit. Das Beste: Diese Nuancen lassen sich problemlos miteinander kombinieren, ohne dass es zu bunt wirkt. Wer dennoch gern ein paar farbige Akzente setzen möchte, greift auf Pastelltöne wie Rosé, Taubenblau oder Lindgrün zurück. Ob Sie dabei die Wand streichen oder lieber auf einen Kissenbezug setzen, ist ganz Ihnen überlassen.

Warme Töne wie rosa, beige oder weiß eignen sich perfekt für den Einrichtungsstil. Foto: Westwing

Harmonisches Licht 

Licht- und Schattenspiele, welche die Ästhetik des Raumes positiv beeinflussen, haben eine enorme Wirkung auf das Harmonie-Empfinden. Mit gezieltem Einsatz von Licht können Sie bei Wabi Sabi eine beruhigende, inspirierende Atmosphäre schaffen. Hier spielt vor allem das ausgeglichene Verhältnis von Licht und Schatten eine große Rolle.

Organische Formen

Alles, was nicht perfekt wirkt, eignet sich für ein Interieur nach Wabi Sabi. Gebrauchsspuren, kleine Makel, asymmetrische Linien oder mundgeblasene Gläser mit Bläschen – genau diese kleinen Details machen den Wohnstil aus. Tassen, Gläser oder Besteck müssen ebenfalls nicht aufeinander abgestimmt sein, hier darf es individuell zugehen. Sie können solche Produkte übrigens oftmals als Designklassiker mit Qualitätsmangel erstehen und geben diesen Dingen damit eine neue Chance. Recyceltes Glas oder Keramikprodukte punkten also nicht nur mit Nachhaltigkeit, sondern auch mit angesagter Optik.

Organische Formen und helles Holz machen Wabi Sabi aus und verströmen eine warme Wohn-Atmosphäre. Foto: Westwing

Natürliche Materialien

Materialien wie rauer Leinenstoff, gebrauchtes Steingut, natürliches Schwemmholz oder gegerbtes Leder lassen Natürlichkeit in Ihr Zuhause einziehen. Kissen, Vorhänge, Plaids oder Teppiche aus Wolle, Baumwolle oder Jute sind ebenfalls will- kommen. Jedes Teil ist ein Unikat und somit immer ein Eyecatcher. Außerdem sind diese Materialien ausschließlich natürlichen Ursprungs, kommen ohne Chemie aus und zählen zu den nachwachsenden Rohstoffen – hier wird Nachhaltigkeit also erneut großgeschrieben. Frische Wiesenblumen im Frühjahr oder handgefärbte Kerzen runden die Wabi-Sabi-Einrichtung perfekt ab und vermitteln ein Gefühl der Gemütlichkeit. Aber bedenken Sie: Je zurückhaltender ein Stil ist, desto wichtiger sind die verwendeten Materialien. Hochwertig verarbeitet und vielfältig sollten sie daher sein!

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